, von Manteuffel u. a. Die Pläne sind zum Teil durch die Entwicklung überholt, aber seit Monaten kehren als Zahlen, die den Umfang der ersten Etappe der Wiederaufrüstung erkennen lassen,
200 000—250 000 immer wieder; und die Pläne sind auch insofern noch von Interesse, als sie erkennen lassen, wie sidi die allgemeine Linie des "deutschen Generalstabes" durchgesetzt hat.
Die französische Zeitung "Le Monde" gab am 27. Oktober 1950 aus einem Interview mit Graf Schwerin, der zu dieser Zeit noch Adenauers militärischer Berater war, folgende Einzelheiten wieder: Schwerin meinte, daß "die Alliierten von den Deutschen als Basis der Mobilisation die Aufstellung von zehn Divisionen, also in Friedenszeiten etwa 200 000 Mann, fordern werden.
Im Falle des Krieges könnte Westdeutschland 3,5 Millionen Mann mobilisieren, wobei man die Kriegsindustrie in Rechnung stelle, schätzt der kleine deutsche Generalstab' (petit etat major allemand), dessen Leitung Graf Schwerin innehat, aber es sei notwendig, sofort die Kommandos einzusetzen. Diese Armee der zehn Divisionen müßte vor allem eine motorisierte Panzerarmee sein."
Inzwischen haben sich die Forderungen schon etwas erhöht, und auch die am 13. Juli 1951 genannten Ziffern werden noch eine Aufrundung erfahren. In dem erwähnten Washingtoner Bericht in "Le Monde" vom 21. Juni 1951 ist für Westdeutschland bis 1953 das Ziel von 40 Divisionen gestellt. Diese Veränderungen nach oben sind insofern interessant, als sie signalisieren, daß der amerikanische "Kriegs-Boß" keine Zeit verlieren will. Eine möglichst große Anzahl von heute aufgestellten Divisionen erhöht morgen die Chancen einer raschen Mobilisierung der in Westdeutschland für den Militärdienst verfügbaren 3,5 Millionen Menschen, eine Zahl, die eher zu niedrig als zu hoch bemessen ist. Die Hinweise auf eine Steigerung erst in Jahren dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine rasche Mobilisierung durchaus möglich ist. England und die Vereinigten Staaten hatten bis zum ersten Weltkrieg und danach bis zum zweiten nur ein beschränktes Söldnerheer von Berufssoldaten und keine allgemeine Wehrpflicht, und haben in beiden Kriegen in sehr kurzer Zeit Massenheere auf die Beine gestellt. Mit den heute in Westdeutschland bereits in militärischen Einheiten erfaßten Kadern und da in Westdeutschland auf viele ausgebildete Jahrgänge mit Kriegserfahrung zurückgegriffen werden kann, ließe sich eine Mobilisierung nach Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht sehr schnell durchführen. Das setzt allerdings voraus, daß der Widerstand der Bevölkerung Westdeutschlands gebrochen wäre. Diese Faktoren sind in dem zwischen Bonn und den Westmächten abgesprochenen Wiederaufrüstungsplan einkalkuliert. Das ist wichtig festzuhalten, damit sich niemand, wir wiederholen es, durch Jahreszahlen täuschen lasse, die langfristige Zielstellung für die Wiederaufrüstung vorschützen. Durch die immer wieder genannten Ziffern von 200 000 bis 300 000 Mann darf man sich auch über den Umfang der Wiederaufrüstung nicht täuschen lassen. Das ist nur die "Basis", die erste Etappe der Wiederaufrüstung. Wenn die allgemeine Wehrpflicht einmal eingeführt ist - und das wird der nächste Überraschungscoup des westdeutschen Separatstaates sein - dann ist die prinzipielle Entscheidung gefallen und die "legale" Basis für ein westdeutsches Massenheer gegeben.
Die Gliederung und Dislokation dieses Heeres erfolgt in engster Anlehnung an die der ehemaligen Wehrmacht. Ihr ehemaliger Generalstabschef, Generaloberst Halder, hat im Sommer 1950 einen Plan für die Schaffung einer regelrechten Wehrmacht für das amerikanische Oberkommando in Deutschland ausgearbeitet. Danach ist Westdeutschland in neun militärische Bezirke eingeteilt, was ebenso vielen Armeekorps entspricht.
Die Armeekorps setzen sich wie folgt zusammen:
Militärbezirk/Zusammensetzung:
Münster i. W. 3 Infanteriedivisionen, 1/2 Panzerdivision
Stuttgart 3 Infanteriedivisionen
München 2 Infanteriedivisionen, 1 Brigade
Würzburg 2 Infanteriedivisionen
Nürnberg 2 Infanteriedivisionen, 1 Panzerdivision
Kassel 3 Infanteriedivisionen, 1 Panzerdivision
Hamburg 3 Infanteriedivisionen
Hannover 3 Infanteriedivisionen
Wiesbaden 3 Infanteriedivisionen
Insgesamt 24 Infanteriedivisionen, 2 1/2 Panzerdivisionen und 1 Brigade Gebirgsjäger
Weiter vorgesehen ist die Schaffung eines "Reichsluftfahrtministeriums", dem die militärische und zivile Luftfahrt unterstehen. Westdeutschland ist für die Luftfahrt in vier Militärbezirke mit den Zentren Münster, München, Kiel und Braunschweig aufgeteilt.
Die Dienstpflicht soll wieder eingeführt werden. Die Offiziere sollen ausschließlich vom Armeeoberkommando ausgewählt werden. Um den Offiziersnachwuchs zu sichern, sollen in Hannover und München Offiziersschulen für Infanteristen, Ingenieure und Funker geschaffen werden. Die Dauer des aktiven Dienstes in allen Waffengattungen soll zwei Jahre betragen. General Halder beabsichtigt, seinen Plan in drei Etappen durchzuführen:
1. Einberufung von 25 000 Instrukteuren, die in sechsmonatiger Dienstzeit ihre militärischen Kenntnisse "auffrischen" und sich mit ihren künftigen Aufgaben vertraut machen sollen.
2. Schaffung von Rekrutierungsdienststellen, mit Instrukteuren für die verschiedenen Militärbezirke.
3. Einberufung und Bildung von Einheiten. ("Les Partisans de la Paix", Paris, Heft 15, September 1950.)
Die Remilitarisierung in Westdeutschland steht unmittelbar vor der dritten Etappe des Halderschen Planes.
Die in allen Wiederaufrüstungsplänen deutscher Experten an erster Stelle geforderte Aufstellung von Kadern erfolgt unter den verschiedenen Tarnungen. Auch nach der Niederlage des deutschen Imperialismus 1918 bemühte sich der aufgelöste Generalstab vor allem um die Zusammenhaltung der militärischen Kader. Das war der Grundgedanke v. Seeckts bei Schaffung der Reichswehr. Daneben wurde zuerst in Freikorps, Bürger-, Einwohner- und Studentenwehren, in der aus den Freikorps hervorgegangenen .Schwarzen Reichswehr", dann in halbmilitärischen Verbänden: Stahlhelm, Werwolf, SA und SS und sogar im republikanischen Reichsbanner eine Rekrutieningsbasis auf Massengrundlage von ideologisch, organisatorisch und in militärischer Grundausbildung präparierten Menschen für das spätere Massenheer geschaffen.
Die Grundidee der Remilitarisierung in Westdeutschland, soweit sie von deutschen Militärs ausgeht, ist die gleiche, die v. Seeckt verfolgte. Das Tempo der Aufstellung der Kader und des Zustrebens auf das Massenheer allerdings ist amerikanisiert Den "schwarzen" Wiederaufrüstungsvorbereitungen wurden in Westdeutschland keine Hindernisse bereitet. Bald nach der Niederlage von 1945 tauchten die verschiedensten "wirtschaftlichen" Interessenverbände für ehemalige Wehrmachts-angehörige und "Hinterbliebene", .Notgemeinschaften", Unterstützungsvereine, getarnte Regiments- bzw. Divisionsvereine (siehe u. a. "Windhunde" des Generals Schwerin, Fallschirmjäger des Generals Student usw.), Werwolf, Stahlhelm, Technische Nothilfe und ähnliche Organisationen auf. Nach einer Meldung der United Press aus Bonn vom Januar 1951 wurde im Gebiet des westdeutschen Separatstaates eine "Erste Legion" mit 100 000 jungen Deutschen gebildet. Mit der Aufzählung der genannten Organisationen ist weder ihre Zahl erschöpft noch ihr Umfang ermeßbar. Es kommt in diesem Zusammenhang vor allem darauf an, ihr Vorhandensein und ihre Bedeutung auch für die psychologische Vorbereitung der Wiederaufrüstung festzustellen und parallele Züge zur .schwarzen" Wiederaufrüstung in der Weimarer Republik aufzuzeigen. Die Duldung und Förderung dieser Organisationen charakterisiert auch die faschistischen Tendenzen des Bonner Staates, in dem keine Kriegspartei rechts von Adenauer existiert; er bedient sich der Rechtsparteien und -gruppen ebenso wie der Schumacherschen .Opposition". Sowohl die SS-Division "Großdeutschland" als auch die Fallschirmjäger haben sich für Adenauer erklärt. Im westdeutschen Separatstaat vollzieht sich die Verlagerung des Schwergewichts von der "schwarzen" zur "legalen" Wiederaufrüstung sehr viel schneller als in der Weimarer Republik.
"Arbeitseinheiten" — eine getarnte Armee
Unabhängig von den durch deutsche Stellen in Westdeutschland betriebenen Wiederaufrüstungsmaßnahmen sind die westlichen Besatzungsmächte schon seit Jahr und Tag darangegangen, das westdeutsche Menschenreservoir für ihre militärischen Zwecke anzuzapfen. Das geschieht bis auf den heutigen Tag durch "Werbung" für die Fremdenlegionen verschiedener Staaten. Aber vor allem haben wir hier die sogenannten "Arbeitseinheiten" der amerikanischen und englischen Besatzungsmacht, die zu regelrechten Söldnerarmeen angewachsen sind. "Das Hauptquartier der US-Armee dementiert Gerüchte, daß die Arbeitskompanien und Industriepolizei-Einheiten eine .getarnte Armee seien'. Die Gesamtstärke der Arbeitskompanien betrage zur Zeit 30 000 Mann. Der größte Teil der Mannschaften sind Deutsche, etwa 60 Prozent ehemalige Soldaten, darunter frühere Generale der Wehrmacht. So sei der ehemalige Generalleutnant Gustav von Varst, der unter Rommel in Afrika stand, bei den Nürnberger Arbeitskompanien, Exgeneral Gerhard Matzky, früher Korpskommandeur im Osten, Verbindungsoffizier' beim US-Hauptquartier. (General Matzky ist inzwischen zum Kommandeur der Grenzschutzpolizei ernannt. Der Verfasser.) Außerdem sind die ehemaligen Generale